Es ist schon recht spannend, wenn man so zurückblickt. Auf die Phase, in der man sich entscheiden musste, was man „einmal werden“ will. Dass ich jemals ein „Schreiberling“ werde, des hätt´ si kana docht – und ich schon gar nicht.
Ich habe immer schon sehr gerne Tagebuch – und jetzt meine ich wirklich das Klein-Mädchen-Tagebuch – geschrieben. Bei den Pfadfindern (ja, da wir ich, jetzt ist´s raus) hab ich sogar mal einen Schreibwettbewerb (damals mit 1.000 Schilling dotiert) gewonnen.
In der Hauptschule war ich im mir total verhassten Fach Deutsch zwar in der ersten Leistungsgruppe, was mir das Leben allerdings nicht unbedingt leicht gemacht hat. Mein Lehrer war ein langer, dünner mit kleinem Kopf. Und streng war der, unglaublich. Er mochte mich nicht besonders, das ließ er mich spüren. Diese Antipathie beruhte auf Gegenseitigkeit – nein, noch schlimmer, ich hatte Angst vor ihm.
Nicht nur Prüfungen und Leistungsdruck rufen Ängste hervor, der soziale Aspekt des Schullebens ist ebenfalls maßgeblich. Stand also Deutsch am Stundenplan, war die Stimmung im Keller – das hat meinen Bildungsprozess in diesem Fach ungemein gebremst.
Warum auch immer hat mich dieser Lehrer gepiesackt bis aufs Letzte. Er war es, der mir damals erfolgreich eingetrichtert hat, dass Deutsch generell und Schreiben im speziellen so gar nicht meine Stärke ist. Und er hat prophezeit, dass ich niemals irgendwas mit Schreiben am Hut haben werde. Er hat empfohlen, ich solle doch einen handwerklichen Beruf (ha!) ausüben oder in Richtung Buchhaltung gehen (hahaaaa, ich und Zahlen, das ist auch so eine Sache. Dabei muss ich sagen, ich war eine Niete in Mathe, hab meinen Lehrer aber vergöttert wie nur was). Nachdem ich auch in der Schulzeit keine Schleimerin und Anpasserin war, mussten der Lange und ich uns da wohl oder übel durchkämpfen. Von Motivation durch eine ausgewogene Lehrer-Schüler-Beziehung war da nichts zu spüren.
Weil mir viele Jahre lang gesagt wurde, dass Schreiben einfach nicht meins ist und dass ich das nicht kann, hat schon etwas länger gedauert, bis ich mich so richtig getraut habe, einen schreibenden Beruf auszuüben. Erst als ich dann wieder mittendrin war, habe ich gemerkt: Dieser Lehrer hatte doch glatt unrecht! Aber wer würde es wagen, sich der Prognose eines Lehrers zu widersetzen?
Wie gerne hätte ich ihm beim Klassentreffen erzählt, dass ich mich ans Journalismus-Studium rangewagt und es beruflich jeden Tag mit geschriebenen Worten zu tun habe. Aber da war immer noch diese Angst, die mit der Zeit in Abscheu und Ekel gegen ihn übergegangen ist. Und ja, auch ein bisschen Trotz. So hab ich es dabei belassen, dass er mich für schreibunfähig hält. Aber beim nächsten Mal reib ich es ihm unter die Nase, fix!
Immer die Worte des Lehrers in den Ohren, hab ich mich also recht zaghaft in den Beruf gestürzt. Noch zaghafter war der Sprung in die Selbstständigkeit. Doch meine Texte kamen an und mein schriftliches Selbstbewusstsein stieg.
Zweifel kommen dennoch immer wieder. Es gibt immer noch die Angst, nicht mehr schreiben zu können, keine Ideen mehr zu haben. Von irgendwoher kommt dann immer wieder die eine oder andere Inspiration. Manchmal so viel, dass ich gar nicht alles unterbringen kann.
Dieses Projekt hier ist reine Herzsache. Und aus dem Leben zu schreiben, ist ja eigentlich nicht schwer. Weiß eh jeder, wie es ist. Und trotzdem ist es so, dass ich einen großen Gedanken habe – und der mich und den (noch nicht vorhandenen Text dann erst einmal allein lässt.
Gedanken und Texte brauchen Zeit, um zu wachsen. Genauso wie Träume. Und mein Traum, irgendwann ein Kinderbuch zu schreiben, ist noch mehr als in den Kinderschuhen. Ich muss mich immer ärgern, wenn ich ein fantastisches und trotzdem intelligentes Kinderbuch lese. Weil genau diese Idee hätte doch von mir sein sollen. Verdammt, war schon wieder einer schneller.
Kann sein, dass es noch etwas dauert. Aber irgendwann geh ich auch dieses Herzensprojekt an – wenn die Zeit reif dafür ist…
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